Badearzt aus Bad Pyrmont
Dr. med. Johann Philip Seip

Wie wurde man vor 300 Jahren ein guter Badearzt? Nun, zunächst machte man Abitur, dann studierte man Medizin und Naturwissenschaften. Möglichst an guten Universitäten, Utrecht zum Beispiel. Oder in London bei Isaac Newton, dem weltberühmten Physiker.
Dann ein Praktikum. Damals vorzugsweise in Feldlazaretten, im Krieg. Da sah der angehende Arzt das ganze geballte Elend der damaligen Menschen auf einem blutigen Haufen und konnte eingehende Erfahrungen machen. Nachdem der junge Johann Seip also diese Erfahrungen gemacht hatte, zog es ihn nach Pyrmont in die Heimat zurück.
Für einen wie ihn gab es hier viel zu tun. Zunächst kaufte er ein großes Haus in der Brunnenstraße und richtete es als Logierhaus ein. Das war so eine Art Hotel mit ärztlicher Betreuung. Als Arzt spielte Seip in der ersten Liga. Seine Patienten waren weltberühmt: Zar Peter zum Beispiel oder Friedrich der Große. Sein Spezialgebiet waren Krankheiten infolge falscher Ernährung und Lebensweise, die damals in der Oberschicht weit verbreitet waren. Man aß viel Fleisch, trank edlen Wein und ließ die Diener arbeiten. Und irgendwann standen die Adligen dann in Seips Praxis und ließen sich von ihm kurieren. Durch Wasserkuren und ausgedehnte Spaziergänge. Seip erweiterte seinen Wirkungskreis beständig. Er organisierte den Versand von Pyrmonter Wasser nach England. Archäologen fanden in Abfallgruben mittelenglischer Städte zerbrochenes Leergut mit dem Pyrmonter Kreuzlogo.
Sein Meisterstück aber lieferte Seip 1712 mit der Entdeckung der Dunsthöhle, dieser in Mitteleuropa einmaligen vulkanischen Kohlensäuregasquelle. Und in der Dunsthöhle entwickelte er schließlich die Therapie der "trockenen Gasbäder". Patienten setzten sich für eine Zeit unbekleidet in die Höhle, wobei das Gas die Durchblutung der Kapillargefäße anregte. Diese hochwirksame Form der Behandlung bietet heute das Pyrmonter Königin-Luise-Bad an - in modernem Ambiente.
Weserbergland Tourismus e.V. Verifizierter Partner Explorers Choice