Pyrmonter KreuzDie Beziehungen zwischen Mieter und Vermieter sind nicht immer einträchtig und friedvoll. In diesem Fall hieß der Eigentümer Philip von Heinsberg, war Kölner Erzbischof und hatte sich zum Schutz seiner ihm von Kaiser Barbarossa geschenkten Ländereien eine Burg in die Pyrmonter Berge gebaut. Jetzt suchte er nur noch einen Mieter, der ihm Burg und Ländereien in Schuss hielt und für diese Leistung dann auf der Burg wohnen durfte. Dann brachte er noch sein Wappen an, um damit zu zeigen, dass diese Burg nicht dem ansässigen armen Ritter, in diesem Fall Widukind von Schwalenberg, sondern ihm, dem Kölner Erzbischof gehörte. Ein damals unübliches Verfahren, denn es degradierte den ritterlichen Lehensnehmer in den Augen der Besucher zu einem Hilfshausmeister. Gottschalk von Schwalenberg war der Sohn des Widukind und hatte sein Leben unter dem Wappen des Erzbischofs verbracht. Das stank ihm gewaltig. Also machte er einen Kreuzzug. Kreuzritter standen damals als heilige Kämpfer im Ansehen turmhoch über dem Rest der Welt. Sein Kreuzzug führte ihn nach Riga, für das Heilige Land reichte sein Geld nicht. Er kämpfte dort mit dem Orden der Schwertbrüder, erkennbar an weißen Mänteln mit rotem Kreuz. Und er kämpfte als Bausoldat, als Pionier bei der Befestigung der Stadt. Nachdem er seinen Kreuzzug abgeleistet hatte, war er nun ein Kreuzritter, der im Ansehen weit über dem eines Erzbischofs stand. Und dem zeigte er dann, was eine Pyrmonter Harke ist. Er ließ sich ein neues Wappen machen. Mit einem Kreuz, denn er war Kreuzritter. In den Farben rot-weiß, denn seine Kameraden waren die Schwertbrüder. Das Kreuz war ein Ankerkreuz aus Mauerankern, denn er hatte als Pionier gekämpft. Sein Wappen hängte neben dem des Kölner Erzbischofs. Den Besuchern bot sich nun ein anderes Bild. Denn die Wappen zeigten: Hier wohnte, anstelle eines Lehensmannes des Erzbischofs, der zu faul oder zu feige war, für Gott in einem Kreuzzug sein Leben zu riskieren, ein tapferer christlicher Ritter.