Zar Peter der GroßeIm Jahre 1716 entstieg, der letzten einer Reihe von Kutschen auf der Brunnenstraße zu Pyrmont, ein Mann, von dem man heute sagen würde: Der bringt Leben in die Bude! Sein Name war Peter, der Herrscher aller Reußen (Russen) war. Seine Aufgabe lag darin, ein rückständiges riesiges Land binnen einer Generation in einen modernen Staat umzuformen. Und Peter erledigte diese Arbeit sehr gut. Er ließ nicht nur ausländische Spezialisten aus Westeuropa nach Russland kommen, er lernte auch selbst und das von der Pike auf. Er kroch in die Bilge der Schiffe, wo es stank wie im Güllefaß, um die Konstruktion zu begreifen. Er kassierte Steuern - vom Adel! Wer das nicht mitmachen wollte wurde nach Sibirien geschickt oder er erlag durch den Galgen. Er war wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt, was dazu führte, dass er 1716 ausgebrannt war. Er entschied sich somit für Kur in Pyrmont. Wie er sich das vorstellte, machte er den Pyrmontern drastisch klar. Er setzte sich in die letzte Kutsche. Und als die Honoratioren den prächtig gekleideten Gast in der ersten Kutsche untertänigst begrüßten, in der Annahme den Zaren vor sich zu haben, stellten sie am folgenden Tag fest: Sie hatten den prächtig verkleideten Hofnarren begrüßt. Peter hatte weiter hinten gesessen. Damit war klar: Peter wollte keine Hofschranzen, keine Schleimer, keine Zeremonien um sich - er wollte einfach nur Mensch unter Menschen sein. Wenigstens für die paar Wochen in Pyrmont. Er tollte wie ein übermütiger kleiner Junge durch die Wälder. Und dabei entdeckte er die Erdfälle. Kreisrunde, trichterförmige Teiche, entstanden durch unterirdische Auswaschung von Kalk. Der Bevölkerung waren die Erdfälle nie geheuer. Wie tief sie denn seien, wollte Peter wissen. Ängstliches Schulterzucken. Peter besorgte sich ein Boot, ein Senkblei und ein Maßband und klärte die Sache auf: 14 Meter tief. Und dann fuhr er zurück nach Russland. Mit neuer Kraft und gut erholt, wie die Kurärzte bestätigten. Er hat "Leben in die Bude" gebracht und so hat man ihn im "historischen Weserbergland" nicht vergessen. Eine Tafel zeigt in Bad Pyrmont noch heute, wo er gewohnt hat.